Es gibt immer wieder Menschen –  Frauen wie Männer jeglichen Alters, die der Meinung sind, junge Mütter mit ihren kleinen Babys haben es doch ziemlich gut.
Die Mütter können den ganzen Tag zu Hause sein und müssen ihr Baby nur ab uns zu mal wickeln und füttern, was für ein Leben!
Heute möchte ich allen mal einen kurzen Einblick gewähren. Dieser Text, soll bei weitem nicht als Beschwerde daher kommen. Ich liebe mein Kind und mein Dasein als Mutter.
Ich möchte auch niemandem Angst machen oder abschrecken. Es gibt auch entspanntere Tage  (und stressigere Tage). Aber schön wäre es doch, wenn immer mehr Mütter von Aussagen wie diesen verschont blieben:

Langweilst du dich nicht den ganzen Tag zu Hause?
Du hast es gut, immer Urlaub!
Mehr schaffst du nicht an einem Tag?
So viel Zeit möchte ich auch mal haben.

Wir springen also einmal  mitten in  einen ganz normalen Tag hinein:

Du sitzt und stillst dein Kind: Je nach Alter, Trinkgeschwindigkeit und Hunger kann das gut bis zu 45 Minuten dauern.
Irgendwann ist das Kind fertig, aber längst nicht zufrieden. Es quengelt, jammert oder weint. Ein Bäuerchen sitzt quer und muss raus. Vielleicht klappt es beim über die Schulter legen und auf den Rücken klopfen sofort, vielleicht erfordert das aber auch längeres herumlaufen in verschiedenen Tragepositionen.
Bei zunehmendem Gewicht des Kindes sind die längst nicht alle angenehm für Deinen Rücken.
Dann ist das Bäuerchen raus und das Kind zufrieden, hurra. Also ab auf die Krabbeldecke.

Nutze diese Chance gut: Wäsche sortieren, auf Toilette gehen, was Essen… evtl. schaffst du nur eine Sache davon.
Aus dem fröhlichen Gegluckse von der Krabbeldecke ist auf einmal ein unzufriedenes Gequengel geworden. Warum? Ah, es kam noch ein Bäuerchen mit viel Inhalt der sich über Kinn, das T-Shirt und bis in die Halsfalten verteilt. Klar, dass das ungemütlich ist. Also schnappst du dir dein Kind, um auf dem Wickeltisch mal eben das T-Shirt zu wechseln.
Also altes T-Shirt aus, Gesicht und Hals säubern, neues T-Shirt aus der Schublade nehmen…da hörst du ein vertrautes knattern. Es scheint ordentlich was in die Windel gegangen zu sein. Aber du bist ja eh gerade am Wickeltisch. Hose aus, Body auf, Windel wechseln, Body zu, Hose an und gerade als du das frische T-Shirt anziehen willst, siehst du, das sich ein erneutes Bäuerchen über den Body ergossen hat. Hose aus, Body aus, neuen Body an, Hose an, T-Shirt an…geschafft.  Klar, nur mal eben T-Shirt wechseln.

Du nimmst dein Kind hoch und legst es wieder auf die Krabbeldecke. Protest als du weggehst.
Dein Kind möchte nun – zu Recht, von dir beschäftigt werden. Eine Zeitlang habt ihr beide Spaß, doch auf einmal kippt die Stimmung.
Hunger? Bauchweh? Müde?
Letzeres muss es sein. Ins Bett legen, Schnuller geben, schlafen… wenn das so einfach wäre. Irgendwann ist es geschafft, dein Kind schläft.
Wo warst du nochmal stehen geblieben? Damals, als du nur eben das T-Shirt wechseln wolltest?
Mach schnell damit weiter, vielleicht hast du jetzt eine Stunde vielleicht auch nur zehn Minuten. Säuglingsschlaf ist unberechenbar.

Irgendwann ist es Abends und du guckst dich um. Da steht der Korb mit sauberer Wäsche, die zwar ihren Weg von der Waschküche nach oben gefunden hat, aber noch nicht gefaltet ist.
Der Korb mit Schmutzwäsche, die sortiert ist, es aber nicht bis zur Waschmaschine geschafft hat steht daneben.
Die Spülmaschine ist halb ausgeräumt, da dann dein Baby aufgewacht ist und sich nicht beruhigen ließ bis es im Tragetuch war. Damit ist das untere Fach der Spülmaschine aber nicht mehr wirklich gut zu erreichen.
In der Mikrowelle liegen die Schnuller vom Sterilisieren, die du dort vergessen hast (Stilldemenz).
Im Flur liegen achtlos von den Füßen getretene Schuhe, eine Jacke und das Kinderwagenoberteil. Warum?

Nachdem einkaufen am Morgen (beide Daumen hoch, dass du das geschafft hast) hat dein Kind auf dem Rückweg angefangen zu meckern, weil es Hunger hatte. Fünf Minuten später, an der Wohnungstür war aus dem Meckern ein handfestes Schreien geworden, (so dass die ganze Nachbarschafft über die Notlage in Kentniss gesetzt wurde).
Der Kopf deines Kindes hatte die Farbe einer Tomate,  die Tränen liefen und der Gesichtsausdruck war völlig verzweifelt. Eure Gedanken waren dieselben: Essen muss her: so schnell wie möglich!

Damit wären wir bei der Stillsituation vom Anfang des Textes.
Ein halber Becher mit kaltem Kaffee sowie der halb gegessene Teller mit den Resten von gestern  zeugen davon, daß du zumindest bemüht warst, dir auch Nahrung zuzuführen.

Während nun bei einem Großteil der arbeitenden Bevölkerung der Feierabend einkehrt, ist deine Arbeit noch lange nicht zu Ende. Eigentlich ist sie das nie. Aber wenn du Glück hast, bekommst du fünf Stunden Schlaf am Stück.

Fast wie Urlaub so ein Tag, oder? (und das war nur ein Ausschnitt.)

Mutter sein ist verdammt schön, aber auch verdammt anstrengend und das sollte niemand unterschätzen.

Wenn du dann aber in das friedlich schlafende Gesicht des Kindes blickt oder ein Lächeln geschenkt bekommt, ist das allerdings eine größere Belohnung als jeder Gehaltsscheck.

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